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An Gil H., 23. März 2012, Gambia

Tja, Gilles. Ich bin ein Abenteurer, mit dem der liebe Gott fang den Hut spielt.

Ich sitz hier am grossen Fluss Gambia, und ich fänd's sehr romantisch auf dem alten Wasserweg nach Osten zu fahren. Irgendwann müsste man dann, so hab ich mir sagen lassen, auf lokale Buschtaxis umsteigen, man kommt aber im Prinzip nach Mali und dann all the way nach Bamako. Bis vorgestern hiess  es nur, dass die Grenzregion zum Senegal unruhig sei. Dazu kommt klein Martins Bauchweh von wegen der Buschtaxis, die irgendwann irgendwo fahren und man weiss nicht wo's Kaffee gibt und Zebrastreifen fehlen auch und das Schweizerdeutsch klingt hier so schräg, dass kein Mensch es versteht und überhaupt ist auch kein Assistent da ...

Da hab ich also an den Bus gedacht, der von hier nach Bamako fährt: direkt und easy, wenn auch etwas langweilig. Aber auch hier sagt das Schicksal jetzt: Niet! Bleibt die Variante Schiff - nach Accra oder Lohme (Ghana) und von dort per Bus nach Burkina ... mmm - mm - Niemand weiss was vonn Schiff und alle sagen airplane ... So verkümmert der Geist des  Abenteuers und die Welt zerfällt in die Festungen der Reichen und das gesetzlose Land der Armen! Pech, wer sich nicht vor Torschluss  hinter die schützenden Mauern gerettet hat.

Gambia ist angenehm. s sei eine Diktatur hab ich mir in der Schweiz sagen lassen. Hier spricht man nicht von Politik. Wegen der instabilen Lage in Mali und den Wahlen im Senegal am Sonntag bleibe ich zunächst noch hier. Wohin es dann geht - keine Ahnung. Eigentlich wollte ich ja zu Moussa an die Burkina-Nigerische Grenze. Mal sehen ... – Gruss, Martin