.

Helfersyntrom

Wir können solche Gedanken natürlich als sozialromantische Träumerei abtun. Mit diesem lange geübten Reflex sind wir fein raus: Wir gelten als klug und überlegen und können uns weiter der Inneneinrichtung der Festung Europa widmen, während die andern draussen verrecken.

Weiter ...

Rundbrief 1: There and back again. Zwei Wochen in der Türkei. November 2004

Zwei Tage vor meiner Abreise, am Abend des 14. Oktober 2004, gab's eine erste Goodbyeparty mit meinen Eltern und meinen beiden Brüdern samt Familien. Es war eine Première. Ein ganzes Dutzend von uns um einen Tisch in meiner Wohnung an der Ramsteinerstrasse. Am nächsten Tag ging's ans Auf- und Ausräumen meiner Wohnung und ans Packen.

Weiter ...

Rundbrief 2: Im Eiltempo durch den Iran. - Delhi, 17. Dezember 2004

Als ich am Dienstag frueh die Grenze nach Indien ueberquerte, kam es mir vor, als ob ich einen Koffer voller Geschenke mit mir schlepped. Der Koffer enthaelt eine kleine Abteilung namens #Iran# und eine viel groessere namens #Pakistan#. Als ich am 15. November in Frankfurt ins Flugzeug nach Tehran stieg, wusste ich noch nichts von diesem Koffer. Da war alles noch leer. Doch waehrend der folgenden Wochen begann sich dieses Wunderding zu fuellen. Geschichten, Begegnungen, Beobachtuingen, Gedanken ... zu viele, um sie hier allez u erzaehlen -/ und ueber allem der Geruch von einer grossen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.

Weiter ...

Rundbrief 3: Pakistan. Religion ohne Ende. - Kolkata, Indien, 18. Januar 2005

Ich habe Euch in meinem letzten Brief sozusagen an der pakistanischen Grenze stehen lassen. Vielleicht gelingt es mir heute, bis zur Gegenwart aufzuholen. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben ...

Weiter ...

Rundbrief 4: Im Land der heiligen Kuehe. - Shantiniketan, Indien, 23. Januar 2005

Ich hoere nebenan schon eine aeltere Dame plaudern, was bedeuten koentte, dass die naechste freundliche Konversation mit einer der hiesigen Beruehmtheiten ansteht. Auch erfuellt der Duft von Martins deutscher Gemuesesuppe die Luft, sodass wir vielleicht schon bald zu Tische sitzen. Doch genug des Vorgeplaenkels. Let's begin!

Weiter ...

Rundbrief 5: Religion, Dreck und "friendship makers". Varanasi und Bodh Gaya. - Shantiniketan Indien, 30. Januar 2005

Es ist und war natuerlich kein Rundbrief im eigentlichen Sinne des Wortes, denn damit waere doch wohl ein Brief gemeint, der im Stile frueherer Zeiten als wertvolles Einzelstueck nach vorher definiertem Plan von Hand zu Hand weitergereicht wird. Statt Rundbrief sollten wir deshalb vielleicht eher Streubrief oder Mailbewurf oder – unverfaenglicher – einfach Reisebericht sagen. Gut, ihr habt recht, das ist Haarspalterei, man weiss ja, was mit „Rundbrief" heutzutage gemeint ist, doch weshalb sollen wir uns mit Ungefaehrem zufrieden geben, wenn wir es besser koennen? Sollen wir unsere Sprache zu einem Grunzen und unser Denken zu einer wahllosen Aneinanderreihung von Schlagworten verkuemmern lassen, nur weil wir angeblich keine Zeit fuer Genauigkeit haben, weil wir immer am Rennen sind? „Haarspalterei" / was fuer ein abscheulicher Ausdruck fuer die edle Tugend der Genauigkeit! Man muesste unbedingt eine Liga zum Schutze der Haarespalter gruenden, und das Recht auf Haarspalterei sollte – als Grundlage jeder Wahrheitssuche – in die Carta der Menschenrechte aufgenommen werden! Ja das Haarespalten muesste als hohe Kunst anerkannt und oeffentlich gefoerdert und systematisch praktiziert werden. Doch davor fuerchten sich natuerlich die Autoritaeten, denn wo kaemen wir hin, wenn wir uns nicht mehr durch unsere Termine hetzen liessen, sondern damit begaennen, in aller Ruhe das Geflecht von Schlagworten zu untersuchen, in dem wir wie in einem Netz gefangen sind? / Was die Haare betrifft, so sind die Meinen – soweit noch vorhanden –seit zwei Tagen im uebrigen alle blau. Vicky meinte, eine gewisse Auffrischung der Fassade a la indienne koennte dem grauen „Uncle" aus Switzerland nichts schaden, und ich dachte mir dasselbe. Bis jetzt habe ich auch keine nachteiligen Effekte festgestellt. Mein Appetit ist nach wie vor gut, und die Farbe scheint nicht ins Hirn gesickert zu sein. – Jetzt aber Schluss mit den Praeliminarien.

Weiter ...

Rundbrief 6: Die Post, Tagore und andere indische Impressionen. - Bodhgaya Indien, 18./20. 2. 2005

An der Decke kreist ein Ventilator, etwas, was ich vor zwei Wochen noch als unnoetigen Luxus empfand. Mittlerweile habe ich mich sogar bereits daran gewoehnt, mit dem Flattern des Ventilators einzuschlafen. Dieser sorgt nicht nur fuer ein angenehmes Lueftchen im heissen Gemach. Er unterbindet auch die Luftangriffe der Moskitos, deren Zahl waehrend der letzten zehn, zwoelf Tage ebenfalls deutlich angestiegen ist. Dass man irgendwo auf dieser Erde auch kalt haben koennte, kann man sich hier mittlerweile kaum mehr vorstellen. Doch genug des Vorgeplaenkels!

Weiter ...

Rundbrief 7: Uncle, Hausgott und Chefsponsor. 12 Tage als Gast in Bhagalpur

Die 12 Tage als Gast in Vickys Familie waren, wie ich  rueckblickend feststelle, aeusserst interessant und lehrreich. Ich habe jedoch auch gemerkt, wie schwer es mir faellt, meine Rolle als Gast und temporaerer Gott richtig zu verstehen und zu spielen. Auch die sprachliche (und damit intellektuelle) Isolation begann mich nach einiger Zeit zu nerven. Vickys englisch ist zwar recht gut, doch viele  Themen kann ich mit ihm nicht oder nur ansatzweise  besprechen, denn entweder weiss er darueber nur wenig oder er ist dazu einfach noch zu jung. In seiner Familie spricht nur noch der juengere Bruder ein paar Worte englisch, aber sowohl bei ihm als auch bei den uebrigen Menschen, die ich im Dorf kennen gelernt habe, beschraenkn sich die Gespraeche auf "hello. Good morning uncle" oder auf Dinge wie "Water?", "yes water please". Mehr liegt nicht drin.

Weiter ...