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Behindert? Ein Mail

Es ist schon etwas eigenes mit diesem Behindertsein. Man ist ja ein Mensch wie jeder andere, so wird einem von allen Seiten und zu fast allen Zeiten beteuert, aber in meinem Gefühl ist diese gute Nachricht offenbar noch nicht angekommen, obwohl ich andauernd in meiner Psyche herumwerkle und sie bzw. mich in Sachen Selbstbewusstsein auf Vordermann zu bringen versuche.

 

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Epilepsie und ... nichts vergessen

Ich habe alles vergessen und alles ist da. Was bedeutet mir zum Beispiel Blindheit? Hat es jetzt noch eine Bedeutung? Bedeutet es mehr als früher? Was bedeutet jetzt Schwulsein? Was bedeutet mir Lähmung? Was bedeutet mir das Laufen und der Rollstuhl, in dem ich jetzt sitze? Was bedeutet mir Vergesslichkeit? Verdränge ich, was ich nicht wissen will? Ich bin vielleicht ein anderer Mensch geworden, und ich bin gleichzeitig unverändert der gleiche geblieben oder ...?

 

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Berührung ist Wahrnehmen ist sehen: Jacques Lusseyran, Jakob Böhme und ich

Ich sitze in der Eisenbahn. Die Welt um mich her ist schattig grau, unfassbar. Alles ist überdeckt vom Lärm des ziemlich schnell fahrenden Zuges. Hie und da tritt eine Stimme aus den sonst scheinbar unbewohnten Nebeln dieser gleichzeitig so fernen und so nahen, irrealen Umgebung. Ich sitze da und versuche mich auf das mir aufgegebene Thema "Berührung" zu konzentrieren. Es fällt mir schwer; meine Gedanken weichen nach links und nach rechts ab, als ob sie vom Thema abgestossen werden.

 

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Erprobte Regeln für den blinden Wanderer von Jakob Birrer aus Luthern bei Luzern 1838

Schon unzählige Male hörte ich auf meinen Wanderungen von Sehenden die Äußerung: "Wie ist es euch doch möglich, so allein den Weg zu finden? Gewiß müßet ihr noch etwas Schein haben." Wenn ich dann betheuerte, daß ich stockblind sei, so kam ihnen die Sache durchaus unbegreiflich und wunderbar vor. Und doch beruht die Möglichkeit, als Nichtsehender ohne Führer zu wandern, auf sehr einfachen und natürlichen Regeln. Diese macht jeder Blinde sich selbst, und die Noth ist sein Lehrmeister. Auch ich habe mir solche gemacht, und erlaube mir, dieselben im Kurzen mitzutheilen. Vielleicht liest diese Andeutungen Mancher mit einigem Interesse. Daß ich damit mehr über mich selbst Aufschluß geben, als Andere belehren will, versteht sich von selbst; denn die Sehenden sind so glücklich, dießfälliger Belehrung gar nicht zu bedürfen; und was meine Unglücksgefährten betrifft, so fühle ich mich weder fähig noch berufen, ihnen Regeln irgend einer Art vorzuschreiben

 

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Geschichtliche Mitteilungen über das Loos der Blinden und Taubstummen und die ihnen gewidmete Fürsorge

Die Blinden waren bis vor zirka 100 Jahren nur in geringem Masse der Gegenstand liebreicher, wohl überlegter Theilnahme ihrer Mitmenschen. Dass sie unter den Heiden wenig oder keine Berücksichtigung fanden, dass man sie dort ihrem traurigen Schicksal erbarmungslos überliess, ja sie oft aussetzte, — kann uns nicht auffallen, wenn wir überhaupt die Kulturgeschichte heidnischer Völker ins Auge fassen. Unvergleichlich besser waren sie in Israel gestellt.

 

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Margrit Jenny, Ernesto Weber und Martin Näf im Gespräch mit Peter Wyss, 1988

Mit einer gewissen Traurigkeit war ich ganz da und present an dem Tag, wo ich und drei andere "Blinde" in dem schweizer Radio an prominenter Stelle mit Peter Wyss diskutieren konnten. Komisch ist es schon, dass ich dachte, ich wäre der beste Blinde, dem man je finden und Interviewen kann. Und noch komischer ist, dass mir das immernoch wichtig ist, obwohl ich weiss, dass es nicht so ist!

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Wie dunkel ist das dunkel? Blindheit als produktive Herausforderung

Auf dem Ausflug in das Land der Wahrheit wollen wir uns einen Führer nehmen, der sich besonders mit dem Thema "Wahrnehmung" befasst und dabei auf einige ungewöhnliche Fragen gestossen ist. Es handelt sich um einen der relativ seltenen Pioniere, die den vorhin erwähnten breiten wissenschaftlich-philosophischen Dialog über das Phänomen der Blindheit wollten, und die selbst - wie ich meine wesentliches - zu diesem Dialog beigetragen haben. Unser Führer ist der Franzose Jacques Lusseyran, der in den 1970er Jahren vorallem durch seine Autobiographie "das wiedergefundene Licht" auch im deutschen Sprachraum recht bekannt war.

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Querköpfe und Rebellen sind gefragt. Blindheit als produktive Herausforderung

Das Wort "dunkel" gefällt mir nicht. Es ist mir zu düster, zu nahe an dem Gefühl der Verzweiflung und der Depression -, eine Nachbarschaft, in die ich mich nicht so leicht abschieben lassen will! Ich bin blind, ich sehe nichts. Doch mit Dunkelheit hat das nichts zu tun - weder mit seelisch-gefühlsmässigem Dunkel, mit Tragik und Unglück, noch mit physischem Dunkel.

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