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Erster Brief: Geh ich oder geh ich nicht ...

Seltsam wie schwierig es heute ist per Schiff in die USA zu kommen. Alle diesbezüglichen Systeme und Traditionen sind ausgestorben. Ausser den grossen Luxusdampfern gibt's eigentlich nichts mehr. Auch die Redereien, die bisher noch Frachtschifftouristen mitgenommen haben, sind am Aussterben. Alles ist auf die Fliegerei konzentriert OZON-Loch hin oder her. So lange wir nur unsern Spass und unsern Kick haben! Ein Flügchen nach Tailand, um dort irgend einen Boy oder ein Girl auf meinen Schoss zu nehmen! Ein Flug in die Südsee, um dort wiedermal richtig Sonne zu tanken! Ein Flug nach Kenia, um mal richtige Natur zu sehen! Der Mensch von heute braucht das! Man muss doch mal aus dem grauen Alltag raus! Wollen sie ja auch, Herr Näf!

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Zweiter Brief: Short Mountain oder: Schwule Männer zu Hauf!

Hinter den sieben Bergen bei den bärtigen Männern, den schwangeren Ziegen und den legefreudigen Hühnern -, da wo das Flughörnchen und der Hirsch sich gute Nacht sagen -, da, wo die Autosim Schlamm der schlechten Wege stecken bleiben und die Luft erfüllt ist von der lebendigen Ruhe der Natur, vom Gezirpe entfernter Vögel, vom gelegentlichen Schrei eines Hahnes oder dem Bellen eines Hundes, vom Summen einer Biene, welche sich von der ungewöhnlich warmen Sonne des heutigen Tages in die Welt hinaus hat locken lassen!

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Dritter Brief: Pazifischer Ozean, Cathy und San Diego!

Der Mensch will weiter. Einige Stopps hat er gemacht, aber jetzt ist er ... Wenn ihr Lust habt, dann lest, was ich damals für die Nachwelt getippt habe!

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Vierter Brief: Sonne, Palmen, Kaffee, aber was mache ich hier?

Ach Yvonne! Es ist ein Jammer! Der Held liegt wieder einmal zerschmettert in der Grotte. Und ich, ich kann nicht schlafen!

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Fümfter Brief: Blätterrauschen, Ruhe, Schreiben, Klavierspielen!

Seit zwei einhalb Monaten bin ich nun unterwegs, und seit einer Woche bin ich hier in Ojai - etwa eine Autostunde nördlich von Los Angeles. Es ist Sonntag Nachmittag, und ich sitze vor meinem Hüttchen im Schatten einer - Eiche? - sagen wir Eiche. Auf dem Tisch liegt das Kassettengerät mit meiner Lektüre - einigen zeitgeschichtlichen und weltanschaulichen Aufsätzen. Daneben der Termoskrug mit Kaffee, meine Blindenschriftmaschine und ein Ordner mit Papieren und Notizen. Du siehst: Ich kreiere mir hier meine vertraute "Gelehrtenumgebung". Offenbar will meine Seelle nicht nur das "Neue", das grosse Abenteuer, sondern sie will auch - immer wieder und als Ausgleich - das alt vertraute!

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Sechster Brief: Vielleicht musst du dich einfach gehenlassen!

Heute habe ich einmal einen friedlichen Abend - ohne irgend ein Programm und ohne ganz k.o. zu sein! Da will ich Euch doch wenigstens ein kurzes Lebenszeichen schicken! Nur? Was soll ich erzählen? Wo anfangen?

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Siebter Brief: Good bye , good bye! Auf dem Rückweg

Die Romantik der Grosstadt! Das schwule San Francisco. Seit Ende März bin ich - mit zwei Unterbrüchen - hier; ich war einmal für zwei Tage in Sewastopol (ca. 1 ½ Stunden nordöstlich von hier) und dann (bis gestern) in Portland, Oregon, bei meinem Uraltfreund Peter. Dort war ich etwas mehr als zwei Wochen. Bleiben damit also knappe vier Wochen Grosstadt ... Zuvor Südkalifornien, Ojai, Krishnamurti, Eukaliptus- und Orangenbäume und all das Zeug.

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Achter Brief: Segeltourn und heimkehr!

Alles Rückwärts - Westküste, Ostküste, Bermodas ... Ja, es befällt mich noch immer ein bisschen Sehnsucht und Fernweh, jetzt, wo ich wiedr daheim am häuslichen Herd sitze.

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Wie Reisen blinde Leute?

Nun ja - sie packen einen Rucksack oder einen Koffer und rufen ein Taxi oder stellen sich an die nächste Ausfallstrasse in die grosse weite Welt, den Daumen hoffnungsfroh nach oben gestreckt! - Auch in diesem Bereich gilt: Die Geschmäcker sind verschieden, und "den blinden Menschen" gibt es allenfalls auf dem Papier. Wir sind von einander so verschieden wie - naja, wie Menschen eben verschieden sind voneinander! Und wenn es um's Reisen geht ist es nicht anders: Die Einen gehen allein in die weite Welt hinauf, die anderen ziehen Pauschalreisen vor -, entweder ganz "gewöhnliche", die sie irgendwo buchen, oder solche, die beispielsweise vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband speziell für diese "Klientel" organisiert werden. - Erschienen im SBV-Kalender 2000, Martin Näf

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Globus Reisemagazin 8.07.1999

Ja, es geht mir wie anderen, erst bin ich ein bisschen gehempt, und dann löste sich etwas in mir. Ich erzähle von Berlin, von einem Frachter, der mich in die USA brachte, einem Spaziergang von Blinden in den Alpen und so weiter und so weiter - Das ganze ist am 8. Juli 1999 auf DRS 2 ausgestrahlt worden.

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