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Zitate zum Thema

Die übermässige Beschulung des Menschen durch mehr oder weniger wohlmeinende Pädagogen stiess schon immer auf Kritik. Die zweifelnden Äusserungen nahmen drastisch zu, als der Staat sich im Laufe des 19. Jahrhunderts überall in der westlichen Welt in grossem Stil um diese Beschulung zu kümmern und sie mit zum Teil masiven Zwangsmitteln durchzusetzen begann. Da Zitate meist auch ein verkappter Lesetip sind versuchen wir nach Möglichkeit ihre Quelle anzugeben. - Martin Näf

Peter Bichsel
Karl Victor von Bonstetten
Walter Borgius
Noam Chomsky
Francisco Ferrer
Johann Gottlieb Fichte
Benjamin Franclin
Friedrich II von Preussen
Erich Fromm
John Taylor Gatto
William Godwin
David Gribble
Ludwig Gurlitt
Helen Hegener
Hartmut von Hentig
John Holt
Ivan Illich
Jürg Jegge
Jinan
Ellen Key
Peter Kropotkin
Wilhelm Liebknecht
Fritz Mauthner
Osho Rajneesh
Berthold Otto
Hans A. Pestalozzi
Johann Heinrich Pestalozzi
Leonhard Ragaz
Carl R. Rogers
Murray M. Rothbard
Friedrich Salzmann
Albert Schweitzer
George Bernhard Shaw
Rudolf Steiner
Leo N. Tolstoj
Werner Zimmermann

Peter Bichsel
"Die Gesellschaft belügt sich und stellt sich fromm und idealistisch dar, wenn sie von den Zielen der Schule spricht. Sie kann und will nicht zugeben, dass die Schule auf den Erfolg in dieser Gesellschaft vorzubereiten hat, auf den Erfolg in der agressiven Gesellschaft, in dieser Gesellschaft der Einzelkämpfer." - Peter Bichsel anlässlich der Diplomfeier des pädagogischen Institutes Basel, zitiert nach WoZ Nr. 28, 16. Juli 1993

"Oft scheint mir, die Begriffe "Jugend" oder "Kinder" hätten etwas Rassistisches. Der Rassismus beginnt da, wo man einer Gruppe gemeinsame Eigenschaften zumisst und sie damit ausgrenzt von der Allgemeinheit, der Allgemeinheit der Menschen. Vom Begriff "Alter" wäre Ähnliches zu sagen. Erwachsensein kann zu einem lächerlichen und arroganten Spiel werden. Sie werden als Lehrer nicht mit einer anderen Rasse, mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, sondern mit Wesen, die gleich und ähnlich sind wie Sie selbst, mit Wesen, die Menschen sind. Und was sie tun, leben und denken, das ist weder kindlich noch jugendlich, sondern menschlich." - Peter Bichsel anlässlich der Diplomfeier des pädagogischen Institutes Basel, zitiert nach WoZ Nr. 28, 16. Juli 1993

Karl Viktor von Bonstetten
"Eine allgemeine wissenschaftliche Verbindung, wo vom Mann von Genie bis zum Volk hinab eine Ideenkette wäre, wo alles zusammenhangen, wo jedes grosse Talent seine Bahn finden würde, wo eine genaue Vereinigung grosser, sich immer ausdehnender Gedanken bestände, wo keine Beobachtung verloren wäre-, wäre das wirksamste Mittel, eine Nation in jeder politischen Organisation zu heben und ohne Mord, Ruin noch Raub ihr den vollen Genuss der allergrössten Freiheit zu geben. Je abgesonderter von allen Verwaltungsgeschäften diese gesellschaftliche Organisation wäre, desto gewisser würde sie ihren Zweck erreichen und desto unfehlbarer würde sie nutzen." - Karl Viktor von Bonstetten: Neue Schriften, Kopenhagen 1799, S.329/30

"Was die Regierung durch Ämter verwaltet, schläfert den Geist ein, und lässt die öffentlichen Angelegenheiten dem Volke fremd werden." - Karl Viktor von Bonstetten: Über Nationalbildung. 1802

Walter Borgius
"Nach allgemeiner Überzeugung der ganzen europäisch-amerikanischen Kulturmenschheit ist die Schule eine gemeinnützige Anstalt, welche von der Gesellschaft geschaffen ist im Interesse der jungen Generation, damit diese rechtzeitig die (Kenntnisse und Fertigkeiten lernt, deren sie später bedarf, um den Anforderungen des Lebens gerecht werden zu können. In der neuen Zeit wurde dann ihre Leitung und Verwaltung auf den Staat abgewälzt, weil dieser, dank seiner größeren Neutralität, seiner reicheren Hilfskräfte und namentlich größeren Geldmittel ihre Aufgaben weit erfolgreicher zu erfüllen vermöchte. Vereinzelt noch vorkommende Mängel der Schule werden aus noch verbliebenen überholten Formen und Normen erklärt oder aus einem noch nicht zureichend erfolgtem Durchdringen neuer Errungenschaften der pädagogischen Wissenschaft. Es bedürfe daher weiteren Ausbaus und verständiger Reform der Schule, um sie zu immer wachsender Vollkommenheit zu führen und zu einem wahren Segen für die Jugend und die Gesellschaft überhaupt werden zu lassen. Diese - vom Staat allenthalben proklamierte und vom leichtgläubigen Publikum kritiklos treuherzig kolportierte - Auffassung ist grundfalsch: Die Schule ist ein raffiniertes Herrschaftsmittel des Staates, geschaffen (bzw. aus ähnlichen Ansätzen konkurrenzgefährlicher Stellen - Kirche, Städte, Private - usurpiert), um von Kindesbeinen an alle Staatsangehörigen an Gehorsam zu gewöhnen, ihnen die Suggestion von der Notwendigkeit des Staates in Fleisch und Blut übergehen zu lassen, jede Emanzipationsidee im Keime zu lähmen, die Entwicklung ihres Denkens in wohlgehegte Bahnen zu lenken und sie zu bequem regierbaren, demütigen Untertanen zu drillen. Die Schule ist daher nicht eine segensreiche, nur noch unvollkommene Einrichtung, die höchstens durch Ausbau und Reform zu einer immer wertvolleren zu gestalten ist, sondern ein Uebel an sich, das restlos beseitigt werden muß, damit die Jugend, nach endlicher Befreiung von diesem verhängnisvollen Prokustesbett, sich künftig unverkrüppelt aus jeweiliger freier Selbstbestimmung ihrer eigenen individuellen Natur gemäß entfalten kann." – Borgius, Walter, Die Schule - ein Frevel an der Jugend. Unveränderter Reprint der Erstausgabe 1930 mit einem ergänzenden Nachwort des Herausgebers. Freiburg i.Br. 1981 S. 7

"Der Einwand: "Wenn die Kinder nicht mehr zum Lernen, und zwar zum regelmäßigen und systematischen Lernen gezwungen werden, werden die meisten Kinder bald überhaupt nichts mehr lernen oder höchstens noch gelegentlich spielerisch" ist nichts als eine alberne Phrase, mit der der Staat und die Schulmänner allen Kritikern bange zu machen suchen, weil sie den Kindern andauernd obligatorische Dinge einpauken, die das Kind abstoßen, langweilen und dessen Notwendigkeit oder Nützlichkeit es - meist mit vollem Recht - nicht einsieht. Ueberdies meist in einer Lebenszeit, wo das Kind dafür geistig noch gar nicht reif ist. Aber wenn wirklich in einem gewissen Umfang es vorkommen sollte, daß das heutige Durchschnittsmaß von "positiven Kenntnissen" nicht mehr erreicht wird, so sähe ich hierin durchaus kein Unglück. Ein Volk von individuell aufgewachsenen, freiheitlichen und selbständigen, aufrechten Charakteren, die selbst denken gelernt haben, erscheint mir, wenn auch der Grad der "allgemeinen Bildung" hier und da etwas geringer ist, ungleich wertvoller und liebenswerter, als ein Volk von Schablonenmenschen und Lakaienseelen, auch wenn ihnen wirklich ausnahmslos ein gewisses Maß von Namen und Daten mehr eingeprägt ist. Und wenn wirklich unsere westeuropäische Volksschule bisher einen um 10 bis 15 % höheren Allgemeinstand der sogenannten "Allgemeinen Bildung" der Massen erzielt haben sollte (was ich noch durchaus bezweifele), so ist das geschehen auf Kosten weit stärkeren Zurückbleibens von körperlicher Gesundheit und Lebenslust, von praktischer Gewandtheit und Sinn, von Gemüt und Phantasie und anderen sehr viel wichtigeren und wertvollen Qualitäten." - Borgius, Walter, Die Schule - ein Frevel an der Jugend. Unveränderter Reprint der Erstausgabe 1930 mit einem ergänzenden Nachwort des Herausgebers. Freiburg i.Br. 1981 S. 178

"Hast du, lieber Leser, einmal mit eigenen Augen das scheußliche Schauspiel gesehen, wie eine Gans genudelt wird? Da stellt man das arme Tier in einen ganz engen Kasten, in dem sie sich so gut wie gar nicht bewegen kann (weil möglichste Bewegungslosigkeit den Fettansatz fördert); dann fertigt man aus fett machenden Nahrungsstoffen Nudeln von der etwaigen Form und Größe eines Daumens an, und alle zwei Stunden (glaube ich) öffnet jemand dem armen Tier gewaltsam den Schnabel, stopft ihm eine bestimmte Anzahl solcher Nudeln in den Hals und nötigt es, sie herunterzuschlucken. Jeder ehrliche Mensch gibt zu, daß dies eine widerliche Tierquälerei ist, die der Mensch da im. Interesse seines Gaumenkitzels vornimmt. Aber niemand macht sich klar, daß es - nur geistig, statt körperlich - genau dieselbe Prozedur ist, welche die Schule an allen unseren Kindern vornimmt: Sie werden systematisch zu bestimmten Stunden in einen Klassenraum gesperrt, -wo sie stille da sitzen müssen - denn Bewegung, Sprechen usw. würde die "Konzentration", also die geistige Aufnahmefähigkeit, beeinträchtigen - und nolens volens herunterschlucken müssen, was ihnen zur Nudelung ihres Hirns vom Lehrer eingetrichtert wird. Mögen sie dabei eine geistige Fettleber bekommen, wenn sie dabei nur so werden, daß ihre Verwertung den Interessen des Züchters entspricht!" - Borgius, Walter, Die Schule - ein Frevel an der Jugend. Unveränderter Reprint der Erstausgabe 1930 mit einem ergänzenden Nachwort des Herausgebers. Freiburg i.Br. 1981 S. 178-179

"die ganzen Bemühungen der wissenschaftlichen Pädagogik wären überflüssig, wenn man einfach dem Kinde Freiheit ließe, zu tun und treiben, was ihm seine Instinkte und Neigungen eingeben. Diese würden es ganz naturgemäß auf die richtigen Wege führen." - Borgius, Walter, Die Schule - ein Frevel an der Jugend. Unveränderter Reprint der Erstausgabe 1930 mit einem ergänzenden Nachwort des Herausgebers. Freiburg i.Br. 1981 S. 179

"Die Schaffung der Schule war eine lange Zeit allmählich reifende, nicht leichte Arbeit. Erheblich schwieriger zu beantworten ist die Frage: Wie werden wir die Schule wieder los? Der Staat gibt sie nicht ohne Kampf auf Tod und Leben aus der Hand; das ist klar. Sie ißt sein stärkstes, einfachstes und wirksamstes Herrschaftsmittel über das ganze Volk. Ihm zuzumuten, er könnte etwa auf vielseitiges Verlangen freiwillig auf die Schulherrschaft verzichten, wäre ein so abenteuerlicher Gedanke, als träumte man davon, das faschistische oder bolschewistische Reich könnte, nachdem es sich mühsam die Presse unterworfen und damit die Mentalität seiner Untertanen restlos in die Faust bekommen hat, daran denken, selbst freiwillig die Presse wieder freizugeben und eine unbeeinflußte "öffentliche Meinung" entstehen zu lassen. Schule und Presse werden so ungefähr das Letzte sein, was man dereinst mal dem Staat aus der Hand winden muß." Borgius, Walter, Die Schule - ein Frevel an der Jugend. Unveränderter Reprint der Erstausgabe 1930 mit einem ergänzenden Nachwort des Herausgebers. Freiburg i.Br. 1981 S. 195

"Wer irgendwie nicht ganz ordnungsgemäß und vollständig seine Schule durchlaufen hat, dem fehlen die betreffenden Zeugnisse. Wem Zeugnisse fehlen (vor allem das Abgangszeugnis), der ist von vorneherein suspekt und anrüchig und der bekommt keine Stellung. Und wer keine Stellung bekommen kann, der kann sich in der korrekten europäischen Kultur nur gleich an die Hühner verfüttern lassen, und wenn er ein Genie an Begabung, ein Wunder an Fleiß wäre. Das Können wiegt nichts, das Zeugnis alles. Das Publikum aber schwört auf dieses Papier. Dafür ist es ja lange Schuljahre hindurch zur Genüge verblödet worden, hat als sein Evangelium gelernt, daß ein gewöhnlicher Laie nicht zu beurteilen imstande sei, ob und was ein anderer wisse und könne, daß aber ein amtliches Zeugnis unfehlbar sei und absolute Gewißheit biete. Darum hält das Publikum an diesem einzigen Instrument seiner Sicherheiten krampfhaft fest und dehnt seine Macht immer mehr aus und wird sich empört jedem widersetzen, der diese ihm unersetzlichen Dokumente für spätere Zeiten aus der Hand zu schlagen sich erdreisten will. – Walter Borgius: Die Schule - ein Frevel an der Jugend. Unveränderter Reprint der Erstausgabe 1930 mit einem ergänzenden Nachwort des Herausgebers. Freiburg i.Br. 1981 S. 196-197

Noam Chomsky
"Far from creating independent thinkers, schools have always, throughout history, played an institutional role in a system of control and coercion. And once you are well educated, you have already been socialized in ways that support the power structure, which, in turn, rewards you immensely." - Chomsky, Noam: Chomsky on MisEducation. Edited and Introduced by Donaldo Macedo. Lanham Maryland 2000 P. 16

Francisco Ferrer
"Die Herrscher und Regierungen haben sich immer bemüht, die Erziehung der Völker zu kontrollieren. Sie wissen besser als irgend jemand sonst, dass die Grundlage ihrer ganzen Macht in der Schule liegt, und darum bestehen sie darauf, das Monopol der Schule zu behalten." - Francisco Ferrer: Die moderne Schule. Berlin 1923, S.43

Johann Gottlieb Fichte
"Niemand wird kultiviert, sondern jeder hat sich selbst zu kultivieren. Alles bloß leidende Verhalten ist das gerade Gegenteil der Kultur; Bildung geschieht durch Selbsttätigkeit und zweckt auf Selbsttätigkeit ab." – Johann Gottlieb Fichte: Beitrag zur Berichtigung der Urteile des Publikums über die französische Revolution. Danzig 1793

Benjamin Franclin
"Those who desire to give up freedom in order to gain security will not have, nor do they deserve, either one." – Benjamin Franclin

Friedrich II von Preussen
"Daß die Schulmeister auf dem Lande die Religion und die Moral den jungen Leuten lehren, ist recht gut, und müssen sie davon nicht abgehen, damit die Leute bei ihrer Religion hübsch bleiben und nicht zur katholischen übergehen; denn die evangelische ist die beste und weit besser wie die katholische. Darum müssen die Schulmeister sich Mühe geben, daß die Leute Attachement zur Religion behalten, und sie so weit bringen, daß sie nicht stehlen und nicht morden. . . . sonsten ist es auf dem platten Lande genug, wenn sie ein bisgen Lesen und Schreiben lernen; wissen sie aber zu viel, so laufen sie in die Städte und wollen Sekretärs und so was werden; deshalb muß man auf'n platten Lande den Unterricht der Leute so einrichten, daß sie das Notwendige, was zu ihrem Wissen nötig ist, lernen, aber auch in der Art, daß die Leute nicht aus den Dörfern weglaufen, sondern hübsch da bleiben." - Friedrich II in einem Brief an Minister Zedlitz, zit. nach Berg, Christa (Hrsg.), Staat und Schule oder Staatsschule - Stellungnahmen von Pädagogen und Schulpolitikern zu einem unerledigten Problem 1789-1889. Königstein im Taunus 1980, S. 15

Erich Fromm
"Leider aber zielt in unserer Kultur die Erziehung nur allzu oft auf Eliminierung der Selbstbestimmung und den Ersatz der originalen psychischen Akte durch aufgenötigte Gefühle, Gedanken und Wünsche. (...) So richtet sich beispielsweise eine der ersten erzieherischen Unterdrückungsmassnahmen gegen Gefühle der Abneigung oder Gegnerschaft. In Folge von Konflikten mit ihrer Umgebung, die ihre Mitteilsamkeit und Entfaltung blockieren, wobei sie als die Schwächeren meist nachgeben müssen, zeigen die meisten Kinder ein gewisses Mass von Auflehnung und Trotz. Da meint man nun, es sei eine der Hauptaufgaben desErziehers, diese Opposition zu brechen, durch Drohungen oder Strafen das Kind einzuschüchtern oder durch die feineren Methoden der Bestechung oder Erklärungen das Kind zu verwirren und so zur Aufgabe seiner Gegnerschaft das Kind zu veranlassen, dass es erst den Ausdruck seines Gefühls und dann das Gefühl selbst verliert. Gleichzeitig lehrt man es, Feindseligkeit und Unaufrichtigkeit bei Anderen nicht zu bemerken und seine Wahrnehmung solcher Dinge zu unterdrücken. ... Sehr bald ist diese natürliche Reaktion erledigt. Das Kind hat die "Reife" des Durchschnittserwachsenen erlangt, jedoch das Unterscheidungsvermögen zwischen einem anständigen, natürlichen Menschen und einem maskierten Schufft verloren. Und andererseits erzieht man das Kind schon sehr früh dazu, Gefühle zu haben, die nicht die seinen sind, vor allem: unterschiedslos zu den "besseren Leuten" zu sein, sie zu mögen und anzulächeln. Was hier die Erziehung vielleicht nicht erreicht, bewirkt später im Leben gewöhnlich der Druck der Verhältnisse. Wer da nicht lächelt, von dem heisst es, er sei ein unangenehmer Mensch, und um seine Dienste als Kellnerin, Verkäufer oder Arzt verkaufen zu können, muss man unbedingt eine angenehme, liebenswürdige Persönlichkeit darstellen! ... Gewiss weiss in vielen Fällen der Mensch, dass er da bloss eine Grimasse schneidet (...),doch in den meisten dieser Fälle verliert sich auch dieses Bewusstsein und damit die Unterscheidungsfähigkeit zwischen ursprünglicher Herzlichkeit und dem Pseudogefühl. (...).Eine grosse Reihe von Gefühlen wurden so in gleicher Weise verdrängt und durch Pseudogefühle ersetzt." – Erich Fromm: Die Furcht vor der Freiheit. Frankfurt 1966, S. 234 ff.

"Der Mensch von heute lebt in der Illusion, er wisse, was er wolle, während er tatsächlich das will, was erwartet wird, dass er es wolle. ... Es ist verhältnismässig nicht leicht zu wissen, was man wirklich will. Die Meisten sind zwar überzeugt, es gäbe nichts einfacheres, aber es ist eines der allerschwierigsten Probleme, die der Mensch zu lösen hat. Es ist eine Aufgabe, um die wir uns krampfhaft zu drücken suchen, indem wir konfektionsmässig hergestellte Lebensziele als Eigene adoptieren." – Erich Fromm: Die Furcht vor der Freiheit. Frankfurt 1966, S.244/45

John Taylor Gatto
"Government schooling is the most radical adventure in history. It kills the family by monopolizing the best times of childhood and by teaching disrespect for home and parents." – Gatto, John Taylor: The Underground History of American Education. New York 2003, p. XXV

"The shocking possibility that dumb people don't exist in sufficient numbers to warrant the millions of careers devoted to tending them will seem incredible to you. Yet that is my central proposition: the mass dumbness which justifies official schooling first had to be dreamed of; it isn't real. - Gatto, John Taylor: The Underground History of American Education. New York 2003, p. XXXI

"The secret of American schooling is that it doesn't teach the way children learn, and it isn't supposed to; school was engineered to serve a concealed command economy and a deliberately restratified social order. It wasn't made for the benefit of kids and families as those individuals and institutions would define their own needs. School is the first impression children get of organized society; like most first impressions, it is the lasting one. Life according to school is dull and stupid, only consumption promises relief: Coke, Big Macs, fashion jeans, that's where real meaning is found, that is the classroom's lesson, however indirectly delivered." - Gatto, John Taylor: The Underground History of American Education. New York 2003, p. 43

William Godwin
"Die Schäden, die sich aus einem System staatlicher Bildung
ergeben, sind zunächst, dass alle öffentlichen Einrichtungen in sich die Vorstellung von Dauer tragen. Staatliche Bildung hat von je her ihre Kraft zugunsten von Vorurteilen eingesetzt. Sie lehrt ihre Schüler nicht Tapferkeit, die jeden Vorschlag durch eine Prüfung auf die Probe stellt, sondern die Kunst solche Glaubenssätze zu beweisen, die vielleicht der Zufall vorher etabliert hat. Selbst in der kleinen Institution der Sonntagsschule wird als Wichtigstes eine abergläubische Verehrung der Staatskirche gelehrt und ferner, dass man sich vor jedem Mann in einem feinen Rock zu verneigen habe. - Zweitens beruht die Vorstellung von einem staatlichen Bildungswesen auf einer Missachtung der Natur des Geistes: Was immer ein Mensch von sich aus tut, wird gut getan. Was immer seine Nachbarn oder sein Land für ihn zu tun unternehmen wird schlecht getan. Wer lernt, weil er lernen möchte, wird auf die Unterweisung hören, die ihm zuteil wird, und wird ihren Sinn begreifen. Wer lehrt, weil er lehren möchte, wird diese Tätigkeit mit Begeisterung und Energie ausüben. Sobald aber politische Institutionen es unternehmen, jedermann seinen Platz zuzuweisen, werden die Funktionen Aller lässig und gleichgültig wahrgenommen werden. - Drittens sollte man sich dem Vorhaben eines staatlichen Bildungswesens durchweg deshalb widersetzen, weil es offensichtlich mit der staatlichen Regierung zusammenhängt. Der Staat wird es sich nicht nehmen lassen, das Bildungswesen zu benutzen, um seine Stellung zu stärken und seine Institutionen zu verewigen. Als Urheber eines Bildungssystems wird seine Auffassung unweigerlich seinen Auffassungen in politischer Hinsicht entsprechen." - Godwin, William: Inquiry concerning political justice, 1793

David Gribble
"In konventionellen Schulen sind Kinder im wahrsten Sinne des Wortes Gefangene; das Gesetz zwingt sie, zur Schule zu gehen. Sie haben nicht die Möglichkeit, ihren Neigungen entsprechend zu lernen; die Neigungen der Kinder werden als unwichtig angesehen, und Erwachsene sagen ihnen, was sie lernen müssen. Sie machen das Beste daraus und versuchen, soviel Spaß wie möglich zu haben, aber sie unterstehen immer der Autorität von jemand anderem. Sie dürfen sich nicht so verhalten, wie sie es möchten, und sind nicht in der Lage, ihren eigenen Interessen nachzugehen." – David Gribble: Schule im Aufbruch. Mit Kindern Wachsen-Verlag, Freiamt 2000, S. 9

Ludwig Gurlitt
"Bildungsfreiheit und Bildungsmöglichkeit jedem, der sie wünscht, den aufgeklärten Despotismus aber unserer staatlichen Schulen kann ich nicht gut heißen: er drängt auch solchen die Wohltat der Bildung auf, die diese keineswegs als Wohltat empfinden und dafür kein Wort des Dankes, aber recht zahlreiche heimliche Flüche haben." – Gurlitt, Ludwig: Der Deutsche und seine Schule. Erinnerungen, Beobachtungen und Wünsche eines Lehrers. Berlin 1905, S. 187

Helen Hegener
"Our tightly controlled educational system mocks the promise of democracy. With a closed educational system we simply cannot have an open political system. The current situation allows the government and big business to manufacture and maintain our culture for us, and in turn, control remains in the hands of the experts and institutions. The ability to change this situation is in the hands of the individuals and families who understand why change is necessary." - Hegener, Helen: Alternatives in Education

Hartmut von Hentig
"Wir sprechen viel von Freiheit, auch im Umkreis von Bildung und Schule. Wir erklären sie zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Wert, aber wir glauben nicht an ihre befreiende Wirkung. Wir glauben immer nur an ihren Missbrauch. Wie eine kostbare chinesische Wase darf man sie nicht benutzen, weil sie dabei kaputt gehen könnte." - Hartmuth von Hentig: Guerna Vaca oder: Alternativen zur Schule. Stuttgart 1971 S.112

John Holt
Young people should have the right to control and direct their own learning, that is, to decide what they want to learn, and when, where, how, how much, how fast, and with what help they want to learn it. To be still more specific, I want them to have the right to decide if, when, how much, and by whom they want to be taught and the right to decide whether they want to learn in a school and if so which one and for how much of the time. – John Holt: Escape from Childhood. New York 1974 P. 240

"Es ist ein sehr schwerwiegender Fehler, wenn wir denken, dass
Lernen eine vom restlichen Leben abgetrennte Aktivität sei, die am besten gelingt, wenn man daneben nichts anderes tut und wenn an dem betreffenden Ort nichts anderes geschieht. Es ist ein ebenso schwerwiegender Fehler, wenn wir denken, dass nur ein paar Spezialisten unterrichten oder beim Lernen helfen und Wissen weitergeben können. Wenn wir Lernen in die Schule einschliessen, wie wir es heute tun, dann nimmt das Lernen und das Lehren in unserer Gesellschaft nicht zu sondern ab. Was Menschen klug, neugierig, aufmerksam, kompetent, selbstsicher, einfallsreich und ausdauernd-, im weitesten und besten Sinne intelligent macht ist nicht der Zugang zu immer mehr Lernorten, Lernmaterialien und Spezialisten, sondern es ist die Möglichkeit, in ihrem Leben eine Menge interessanter Dinge tun zu können, Dinge, die ihnen wichtig sind, Dinge, die ihre Erfindungsgabe, ihre Fähigkeiten und ihr Urteilsvermögen herausfordern und die für ihr Leben und für das Leben der Menschen um sie herum wesentlich sind." – John Holt: Zum Teufel mit der Schule.

Ivan Illich
"Nur wenn wir das Schulwesen als das zentrale mythenbildende Ritual der Industriegesellschaft begreifen, können wir erklären, warum ein so tiefes Bedürfnis danach besteht, warum ein komplexer Mythos es umgibt und auf welche unlösliche Weise die Schulbildung mit dem Selbstverständnis des zeitgenössischen Menschen verknüpft ist." – Ivan Illich: Schulen helfen nicht. Reinbek 1972, S. 11

"Die Schule als Institution befindet sich gegenwärtig in einer Krise, die vielleicht das Ende des "Schulzeitalters" in der westlichen Welt bringen wird. Ich spreche vom "Schulzeitalter" in demselben Sinne, wie wir von der "Feudalzeit" oder dem "christlichen Zeitalter" sprechen. Das "Schulzeitalter" hat vor etwa zweihundert Jahren begonnen. Allmählich entstand die Vorstellung, daß Schulbildung erforderlich sei, damit man zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft werde. Es ist die Aufgabe Ihrer Generation, diesen Mythos zu begraben." – Ivan Illich: Schulen helfen nicht. Reinbek bei Hamburg 1972, S. 12

"Der Unterschied zwischen Kirche und Schule besteht hauptsächlich darin, daß die Schulriten heute viel strenger und drückender geworden sind, als es die Riten der Kirche in den schlimmsten Zeiten der spanischen Inquisition gewesen sind. Die Schule ist zur Staatskirche des säkularisierten Zeitalters geworden. Die heutige Schule geht zurück auf den Drang nach allgemeiner Schulbildung, der vor zweihundert Jahren als ein Versuch begann, jedermann in den Industriestaat einzugliedern. Im industriellen Mutterland war die Schule die integrierende Institution. In den Kolonien trichterte die Schule den herrschenden Klassen die Wertvorstellungen der imperialen Macht ein und vertiefte in den Massen das Minderwertigkeitsgefühl gegenüber der von den Schulen gebildeten Elite. Weder die Nation noch die Industrie des vorkybernetischen Zeitalters kann man sich ohne die allgemeine Taufe durch Schulbesuch vorstellen. (...)." – Ivan Illich: Schulen helfen nicht. Reinbek bei Hamburg 1972, S. 15

"Die Trennung der Bildung vom Schulwesen hat ihr Vorbild in der Entmythologisierung der Kirche. Heute kämpfen wir im Namen der Bildung gegen einen Lehrberuf, der unfreiwillig zu einem ökonomischen Interesse geworden ist, wie in früherer Zeit die Reformatoren gegen einen Klerus kämpften, der - häufig unfreiwillig - Teil der alten Machtelite geworden war. Die Teilhabe an einem "Produktionssystem", gleichgültig welcher Art, hat von jeher die prophetische Rolle der Kirche ebenso bedroht, wie sie jetzt die Bildungsfunktion der Schule bedroht." - Ivan Illich: Schulen helfen nicht. Reinbek bei Hamburg 1972, S. 16

"Die Universität muß zu unterscheiden lernen: zwischen unfruchtbarer Kritik an Schulbehörden und dem Aufruf, die Schule für die Bildungszwecke umzugestalten, für die sie geschaffen wurde; zwischen destruktiver Wut und der Forderung nach radikal neuen Bildungsformen, wie sie sich ein von der Schultradition geprägter Verstand kaum vorzustellen vermag; zwischen Zynismus, der neue Vorteile für die ohnehin Privilegierten anstrebt, und sokratischem Sarkasmus, der an dem Bildungswert anerkannter Formen der Unterweisung zweifelt, in die die Institution den Großteil ihrer Mittel investiert. Es ist mit andern Worten nötig, zwischen entfremdetem Pöbel und wohlüberlegtem Protest zu unterscheiden, der sich auf die Ablehnung der Schule als Symbol des status quo gründet." – Ivan Illich: Schulen helfen nicht. Reinbek bei Hamburg 1972, S. 16-17

Jürg Jegge
"Es gibt viele andere Wege, sich Wissen zu erwerben, als über die Schule. Und es ist durchaus möglich (...), dass man in späteren Zeiten unsere allgemeine Schule so betrachten wird, wie viele heute die katholische Kirche betrachten: Als eine etwas abseitige Einrichtung, die einmal unheimlich bestimmend war, neben der es aber seither auch andere Wege gibt, um zum Heil zu gelangen." Jürg Jegge: Essen und Lernen. IM prinzip Ja. In: Rohrstock. Gümligen bei Bern 1984, S. 28-29

Jinan
The reason why I went to live with rural tribal communities is because through what is called education I felt one is being culturally up-rooted. Our world views are totally altered .Most importantly our intuitive abilities get destroyed and distorted through education. Today, after nearly 15 years of spending time with so called illiterate people I feel through education one becomes ignorant and arrogant. Only totally ignorant and moronic people can bring the planet to present condition through their development and planning. – Jinan: An Experiment with Freedom

Ellen Key
"Die Resultate der jetzigen Schule - worin bestehen sie? Abgenützte Hirnkraft, schwache Nerven, gehemmte Originalität, erschlaffte Initiative, abgestumpfter Blick für die umgebenden Wirklichkeiten, erstickte Idealität unter dem fieberhaften Eifer, es zu einem Posten zu bringen." - Ellen Key: Das Jahrhundert des Kindes. Berlin 1905, S.293

Peter Kropotkin
"Man trichtert ein ganzes Gebäude von Lehren ein, die dazu bestimmt sind, die Rechte des Staates über die Bürger zu sichern, die Monopole zu rechtfertigen, die der Staat ganzen Klassen von Bürgern überträgt, das Recht des Reichen, den Armen auszubeuten und dank dieser Armut reich zu werden, für unantastbar zu erklären, den Kindern zu lehren, dass die Vendetta, wenn sie von der Gesellschaft ausginge, die erhabenste Gerechtigkeit und dass die Eroberer die Grössten der Menschheit wären. Der Staatsunterricht - ein würdiger Erbe des Unterrichts der Jesuiten -, was ist er anderes als das raffinierte Mittel, jeden Geist der Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu ertöten und dem Kind die Knechtschaft im Denken und Tun beizubringen?" - Kropotkin, Peter, "Der moderne Staat", Berlin 1921, S.4

Wilhelm Liebknecht
"Die Schule ist das mächtigste Mittel der Befreiung, und die Schule ist das mächtigste Mittel der Knechtung — je nach der Natur und dem Zweck des Staats. Im freien Staat ein Mittel der Befreiung, ist die Schule im unfreien Staat ein Mittel der Knechtung. "Bildung macht frei" — von dem unfreien Staat verlangen, daß er das Volk bilde, heißt ihm einen Selbstmord zumuthen. Der moderne Klassenstaat bedingt aber seinem Wesen nach die Unfreiheit. (...). Er kann freie Männer nicht brauchen, nur gehorsame Unterthanen; nicht Charaktere, nur Bedienten- und Sklavenseelen. Da ein "intelligenter" Bedienter und Sklave brauchbarer ist als ein unintelligenter — schon die Römer legten auf Sklaven, die etwas gelernt hatten, einen besonderen Werth und zahlten entsprechende Preise für sie —, sorgt der moderne Staat für eine gewisse Intelligenz, nämlich für Bedienten-Intelligenz, die das menschliche Werkzeug verfeinert und vervollkommnet, so daß sich besser mit ihm "arbeiten" läßt. So wird die Schule zur Dressuranstalt statt zur Bildungsanstalt. Statt Menschen zu erziehen, erzieht sie Rekruten, die auf's Kommando in die Kaserne, diese Menschen-Maschinenfabrik, eilen; Steuerzahler, die sich nicht mucksen, wird ihnen das Fell über die Ohren gezogen; Lohnsklaven des Kapitals, die es in der Ordnung finden, daß ihnen das Mark aus den Knochen gesogen wird." - Liebknecht, Wilhelm, Wissen ist Macht – Macht ist Wissen. Festrede gehalten zum Stiftungsfest des Dresdener Bildungs-Vereins am 5. Februar 1872. Neuauflage Berlin 1904 S. 24-25

Fritz Mauthner
"Es ist für den Ernstfall des Krieges sehr gut, wenn der deutsche Soldat von Königsberg bis Metz auf das gleiche Kommandowort den gleichen Gewehrgriff ausführt; es ist aber ein Jammer, daß jedes deutsche Kind auf die vorgeschriebene Frage die vorgeschriebene gleiche Antwort geben muß." – Mauthner, Fritz: Schule. Aus: Wörterbuch der Philosophie 1910/11

"Fast niemand scheint zu fühlen, dass die Sünde, die allstündlich an den
Kindern begangen wird, zum Wesen der Schule gehört-, zum Wesen des Staates,
dem die Schule nichts weiter ist als ein Mittel mehr für seine fragwürdigen
Zwecke. Gegen andere Sünden sind in alter und neuer Zeit Propheten
aufgetreten. Die Sünde am Kinde scheint unangreifbar zu sein. Sie wird
verteidigt von der dümmsten, gemeinsten und darum stärksten Macht, die es
unter den Menschen gibt: vom Schlendrian oder von dem Gesetz der Trägheit.
Diese Macht wird es weiter dulden, dass die Schule an den Kindern Körper und
Charakter verkrüppelt und den Kopf in die Schablone der Geistlosigkeit zwingt.
Aber es wird sich noch einmal an den Staaten rächen, dass sie die Schulen zu
Anstalten gemacht haben, in denen die Seele des Kindes systematisch gemordet wird." - Mauthner, Fritz: Schule. Aus: Wörterbuch der Philosophie 1910/11

"Ob die Kinder für einen unbekannten Gott verbrannt werden, oder ob sie für eine unbekannte Zukunft sieben bis siebzehn Jahre gemartert werden, es ist die gleiche Verirrung." - Mauthner, Fritz: Schule. Aus: Wörterbuch der Philosophie 1910/11

Osho Rajneesh
"Das Erziehungssystem sollte Euch die Kunst zu leben, die Kunst zu lieben lehren. Es sollte Euch die Kunst der Meditation lehren, und es sollte Euch letztendlich die Kunst lehren, einen glücklichen und erfüllten Tod zu sterben. Euer Erziehungssystem erzieht nicht. Es erzeugt nur Angestellte, Bahnhofvorsteher, Briefträger, Soldaten, und das nennt Ihr dann Erziehung. Man hat Euch betrogen, aber der Betrug findet schon so lange statt, dass Ihr es gar nicht mehr merkt." Osho Rajneesh: Das neue Kind. Rajneesh-Verlag, Gütersloh 1989, S.9

"Keine andere Versklavung hat so verheerende Folgen gehabt wie die Sklaverei des Kindes; und keine andere Sklaverei hat der Menschheit soviel Saft genommen. Und die schwierigste Aufgabe für die Menschheit besteht darin, diese Versklavung abzuschaffen." Osho Rajneesh: Das neue Kind. Rajneesh-Verlag, Gütersloh 1989, S.25

"In einer besseren Welt wird jede Familie von ihren Kindern lernen. Ihr habt
es so eilig, ihnen etwas beizubringen. Niemand scheint von ihnen zu lernen,
und dabei könnten sie euch so Vieles beibringen. Und ihr könnt ihnen absolut
nichts beibringen. Nur weil ihr älter seid und in der stärkeren Position fangt
ihr an, sie euch anzupassen, ohne jemals darüber nachzudenken, was ihr
eigentlich seid, was aus euch geworden ist, wo ihr eigentlich steht in eurer
inneren Welt. Ihr seid Habenichtse, und genau dasselbe wollt ihr auch für eure
Kinder?" Osho Rajneesh: Das neue Kind. Rajneesh-Verlag, Gütersloh 1989, S.57

Berthold Otto
"Das Kind arbeitet - das kann man bei strenger psychologischer Beobachtung auf das Entschiedenste feststellen - mit einer instinktiven Sicherheit, die der Planmäßigkeit eigentlich überlegen ist, auf die Ausgestaltung eines Weltbildes hin. Wenn es nun in die Schule kommt, dann wird es von dieser natürlichen instinktiv ausgeübten Tätigkeit abgelenkt, dann wird es auf so und so viele Gebiete hingedrängt, zu denen es durch inneren Drang niemals gekommen wäre. Und, was schlimmer ist, es wird von so und so vielen Dingen abgelenkt, zu denen es sich seinem innersten Trieb nach wirklich hingezogen fühlt. Das ist die «weise» Hand des historisch und philosophisch gebildeten Erziehers, der ganz genau weiß, wie ein Kind sich entwickeln muß, und der sich nun verpflichtet fühlt, jedes normale Kind nach Möglichkeit zu einem Idealkinde umzugestalten. (...). - Nun, meine Damen und Herren, wir, die wir in unserer Weise den Unterricht und die Erziehung in die Hand nehmen wollen, haben ein solches abgeschlossenes Weltbild nicht. Nicht etwa, daß wir es heute nicht hätten, und keine Hoffnung hätten, es morgen zu gewinnen, sondern wir sind überzeugt, daß wir es niemals haben werden; wir sind überzeugt, daß das Erkennen der Menschen immer weiter fortschreiten wird, weit über alle Grenzen hinaus, die wir jetzt irgendwie voraussehen oder ahnen können. Also ein derartiges abgeschlossenes Weltbild, in das wir einen jungen Geist hineinzwängen könnten, uns und den Kindern zu erschaffen, das geben wir von vornherein auf. - Also stünden wir dem Kinde, der Welt und der Erziehung ratlos gegenüber? Nein, ganz und gar nicht, sondern gerade erst diese Erkenntnis, daß wir von diesem allgemein gültigen Weltbild immer gleich weit entfernt bleiben werden, stellt die Uhr für uns richtig. Jetzt wissen wir: wir sind also wie die Kinder in der Welt immer Forschende, Suchende. Wir wissen endgültig eigentlich niemals etwas." - Berthold Otto: Gesamtunterricht, 1913. Hier zitiert nach: Otto, B.: Ausgewählte pädagogische Schriften. Paderborn 1963, S. 124-125

Hans A. Pestalozzi
"Unser Wirtschaftssystem, das ja auf unsere ganze Gesellschaft und besonders auch auf die Schule abfärbt, geht vom Prinzip des Eigennutzes aus. Das strikte Befolgen des Eigennutzes, das nötig ist, damit das Konkurrenzprinzip überhaupt funktionieren kann, verunmöglicht aber die Übernahme von Verantwortung. Verantwortung heisst nichts anderes als Rücksichtnahme." - Hans A. Pestalozzi: Nach uns die Zukunft. Bern 1979 S. 188

Johann Heinrich Pestalozzi
"Wo eine Wunde in der Tiefe eitert, da muss sie auch in der Tiefe sondiert werden, und wo Menschenübel und Menschenverderben tief und lang in die Menschennatur eingegriffen, da müssen die Mittel, ihnen abzuhelfen, ebenso tief in der Menschennatur erforscht und aus derselben hergeleitet werden. Oder könnten in dieser Lage Hilfsmittel unser Vertrauen verdienen, die als armseelige Halbmassregeln von dem Verderben selbst ausgehen, dem sie entgegenzuwirken bestimmt sind? Kann es uns helfen, wenn wir Erziehungseinrichtungen, deren Unnatur wir erkennen, in ihrer innern Unnatur bleiben lassen und ihr Elend nur etwas weniger elend erscheinen machen? Kann es uns helfen, dass wir aus einem verwirrten Knäuel einzelne Fäden herausreissen, sie zwischen den Fingern geradestrecken, aber den verwirrten Knäuel selber con Amore in Integro in Status quo erhalten? Kann es uns helfen, dass wir das Schlechte nur verschönkünsteln? Nein -, nein! Es muss in solchen Lagen tief auf den menschlichen Geist und durch denselben tief auf das menschliche Herz und durch dasselbe gewirkt werden." – Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmut meines Zeitalters und meines Vaterlandes, 1814/15

"Die Bildung zur Menschlichkeit, die Menschenbildung und alle ihre Mittel sind in ihrem Ursprung und in ihrem Wesen ewig die Sache des Individuums und solcher Einrichtungen, die sich eng und nahe an dasselbe, an sein Herz und an seinen Geist anschliessen. Sie sind ewig nie die Sache der Menschenhaufen." – Johann Heinrich Pestalozzi: An die Unschuld, den Ernst und den Edelmut meines Zeitalters und meines Vaterlandes, 1814/15

"Alles Lernen der Jugend soll Selbsttätigkeit, freies Erzeugen aus sich selbst, lebendige Schöpfung sein. Alle Kräfte sind dabei zugleich in Anregung. Die Kinder lernen mit Lust - nicht weil das Lernen nur spielend betrieben wird und keine Anstrengung verlangt -, sondern weil alles, was das Kind lernen muss, seinen Kräften angemessen ist; weil Alles, was gelehrt wird, aus der Entwicklung der Natur des Kindes selbst entspringt und im Zusammenhang steht mit dem, was es schon kann; weil das Kind in Allem, was es lernt, lebt und davon erfüllt wird. Es wird nicht zerstreut sondern gesammelt; es wird nicht belustigt sondern ergriffen; es wird nicht erdrückt, sondern beseelt. Der Lehrer darf freilich dabei kein blosses Werkzeug sein, um das Tote tot wieder zu geben. Er muss sich ganz in den Anschauungs- und Begriffskreis des Kindes versetzen und sich ganz in der Sache selbst bewegen, gemeinschaftlich mit dem Kinde von einer Wahrheit zur andern, von einer Entdeckung zur anderen schreiten. Das ist - ich gestehe es - schwerer als mit dem erst besten Handbuch auf's Katheder treten und den jungen Leuten das, was sich darin findet, durch diktieren, dozieren und demonstrieren eintrichtern." - Aus: Heinrich Pestalozzi, "Bericht an die Eltern und das Publicum über den Zustand und die Einrichtungen der Pestalozzischen Anstalten" (1808)

Leonhard Ragaz
"Wir glauben, dass ein Schulwesen einer viel freieren Organisation fähig ist. Es scheint uns gar nicht notwendig, dass der Staat die Erziehung direkt organisiere. Er sollte sie möglichst der Freiwilligkeit überlassen und höchstens da, wo die Mittel mangeln, mit seiner Hilfe eingreifen. Die Familien müssten sich zu freien Schulgenossenschaften zusammenschliessen, die das Leben der Schule in gemeinsamer Beratung auf demokratischem Wege regeln. Diese Genossenschaften könnten sich dann wieder unter sich verbinden. ... Wir gehen auf unserem Ketzerweg sogar, höret und staunet, sogar so weit, dass wir, wenn es an uns läge, euren staatlichen Schulzwang aufhöben. Denn wir erwarten überall da, wo es um Dinge des persönlichen Lebens handelt, nichts Gutes und sind überzeugt, dass der Schulzwang sehr viel zu der geistigen Abstumpfung und Verödung eures Geschlechtes beigetragen hat. ... Ist der Zwang eine Grundlage der Freiheit? Glaubt ihr, dass die Schule dadurch gewinne, wenn sie der Kaserne angenähert wird? Traut ihr der Schule nicht zu, dass sie in der Freiheit ihre Anziehungskraft behielte -, ja glaubt ihr nicht, dass diese sich sogar stark vermehrte, und die Schule überhaupt eine viel grössere, schönere Gestalt gewönne?" - Ragaz, Leonhard: Die neue Schweiz, Zürich 1917, S.252/53

"Die Schule darf nicht, wie bisher, so sehr eine Organisation für sich sein -, jenes besondere Schubfach im grossen Büro des heutigen Lebenssystems, worauf die Etikette "Bildung" steht -, sie muss vielmehr ein lebendiges Glied an dem lebendigen einheitlichen Organismus eines Gemeinschaftslebens werden, das wieder Seele hat. Ich rede etwa von einer "Aufhebung der Schule", um damit diese ganz neue Orientierung der Jugendbildung und Jugenderziehung anzudeuten." - Ragaz, L. 1925, S.111

"Gerade weil wir im übrigen ein so enges Verhältnis zwischen der Schule und der Volksgemeinschaft herstellen möchten, muss es uns von besonderer Wichtigkeit sein, dass ein Ort da sei, wo man in vollkommener Freiheit nur dem Absoluten und Ewigen dient, also dem Geiste und der Wahrheit. Den grössten Nutzen davon haben; auch der Staat, sofern er ein Organ der Gemeinschaft, also des Dienens und nicht des Herrschens ist. Aber auch wahre Bildung kann nur in solcher Atmosphäre gedeihen, der Atmosphäre des Geistes und der Wahrheit: Wo der Staat seine Hand darauf legt, da tut er es fast von selbst im Geist der Kaserne und zwar der Soldaten und der Polizeikaserne oder des grünen Tisches und des Büros. Er spannt darüber ein uniformes System aus bestehend in Lehrplänen, Reglementen, Examen, bürokratischen Hierarchien. Wenn er auch tut, als ob er der Schule ihre völlige Freiheit lasse, so dringt doch der Bacillus Politicus ganz von selbst überall ein. Irgendwie wird er die Schule zu seinem Werkzeug machen, und in kritischen Zeiten, also gerade dann, wenn es darauf ankommt, seine Hand auf sie legen. Gerade dann, wenn die Stimme der reinen Wahrheit besonders wichtig wäre, wird er sie zu ersticken trachten. Er wird sogar Zöglinge von seinen Schulen ausschliessen bloss weil sie eine andere Gesinnung haben als die offiziell beglaubigte. ... Damit wird er gerade das Element ausschliessen, das zu allen Zeiten das Salz der Erde und der Träger neuer Wahrheit gewesen ist - das Ketzertum. Er wird nach Möglichkeit Lehrer wählen, die in dieser Beziehung unverdächtig sind, und diese werden zu Beamten werden, die ihrem Dienstherrn gehorchen. ... Damit wird der Staat für die Schule das, was ihr einst die Kirche war: der frische Wahrheitsstrom wird abgedämmt. Diese Staatswissenschaft und Staatsbildung wird zur Unfruchtbarkeit verdammt. Das Leben sucht sich andere Wege. Ja diese Staatswissenschaft und Staatsbildung wird den Menschen zuletzt ebenso verdächtig, wie einst die Kirchenwissenschaft und Kirchenbildung. Sie wittern dahinter die Absicht, sie für ein System einzufangen. ... Es kommt jener Tag, den wir schon einmal geschaut haben, wo die Vertreter dieser Schule ungefähr so dastehen, wie einst die Mönche und Priester, die Träger eines früheren bildungssystems." - Leonard Ragaz: Die pädagogische Revolution. 10 Vorlesungen zur Erneuerung der Kultur. Olten 1920 S.105/06

Carl R. Rogers
"Ich bin zu der Ansicht gekommen, daß die einzigen Lerninhalte, die Verhalten signifikant beeinflussen, selbst entdeckt, selbst angeeignet werden müssen. Solch ein selbst entdeckter Lerninhalt - Wahrheit nämlich, die man sich durch Erfahrung persönlich zu eigen gemacht und die man assimiliert hat - kann einem anderen nicht direkt vermittelt werden. Sobald ein Mensch versucht, solch eine Erfahrung - oft mit einem völlig natürlichen Enthusiasmus - direkt zu vermitteln, wird Belehrung daraus, und die Ergebnisse sind irrelevant. (...). Wenn ich, wie das manchmal der Fall ist, zu lehren versuche, bin ich entsetzt über die Ergebnisse, obwohl sie nicht ganz so irrelevant zu sein scheinen - denn manchmal scheint Vermittlung Erfolg zu haben. Wenn dies geschieht, finde ich die Auswirkungen schädlich. Sie scheinen den betreffenden Menschen dazu zu veranlassen, seiner eigenen Erfahrung zu mißtrauen und signifikantes Lernen zu ersticken. Ich bin deshalb zu der Ansicht gekommen, daß die Folgen des Lehrens entweder unwichtig oder verletzend sind." - Rogers, Carl R.: lernen in Freiheit, München 1974, S. 153-154

Murray M. Rothbard
"Man könnte die Schulpflicht nebenbei in einem Kapitel über Sklaverei abhandeln; denn welche Institution ist so offensichtlich ein gewaltiges System der Einkerkerung wie die Schulpflicht?" - ROTHBARD, MURRAY N.: Vom Recht gegen Erziehung, öffentliche Schule und Schulpflicht. In: Baumann, Klemm und Rosenthal (Hrsg), Werkstattbericht Pädagogik - Geschichte und Perspektiven anarchistischer Pädagogik. Trotzdem-Verlag, 1985, S. 38

"Wenn wir einen Blick auf die Geschichte des öffentlichen *Schul*wesens und der *Schulpflicht werfen, entdecken wir, daß ihr in Wirklichkeit nicht so sehr falscher Altruismus zugrunde liegt als vielmehr bewußte *Konzeptionen, die Bevölkerung nach den Wünschen der Herrschenden zu formen. Widerspenstige *Minoritäten sollten dem *Mehrheitstypus angepaßt werden; alle Menschen sollten den "bürgerlichen" Pflichten unterworfen werden, wobei Gehorsam dem Staat gegenüber immer an hervorragender Stelle stand." - ROTHBARD, MURRAY N.: Vom Recht gegen Erziehung, öffentliche Schule und Schulpflicht. In: Baumann, Klemm und Rosenthal (Hrsg), Werkstattbericht Pädagogik - Geschichte und Perspektiven anarchistischer Pädagogik. Trotzdem-Verlag, 1985 S. 41

Friedrich Salzmann
"Das Gleichgewicht zwischen Regelung und freier Wahl ist durch ein Zuviel an Regelung gestört. Hier liegt der Ansatzpunkt auch für das, was auf erzieherischem Gebiet vorgekehrt werden muss". - Salzmann, Friedrich: Bürger für die Gesetze, Bern 1949, S.241

"In der freien geistigen Auseinandersetzung liegt die einzige Sicherungsmöglichkeit gegen die Festlegung des menschlichen Geistes auf veraltende, falsche oder verderbliche Anschauungen. Diese freie Auseinandersetzung muss aber in der Erziehung beginnen, und das bedeutet Auflösung eines jeglichen Erziehungsmonopols." - Salzmann, Friedrich: Bürger für die Gesetze, Bern 1949, S.242

"Die Schule der Zukunft ist das Zentrum der vermutlich auf privater Grundlage organisierten, freiwilligen Zusammenarbeit von Eltern, Lehrern und Kindern mit all der Vielfalt an Methoden, die von der Phantasie und Einsicht aller drei Partner diktiert werden." - Salzmann, Friedrich: Bürger für die Gesetze, Bern 1949, S.255/56

"In einer vernünftigen Wirtschaftsordnung würde sich bald der gescheitere Weg ergeben, dass die Eltern ohne staatliche Einmischung sich zusammenschliessen und für die Kinder den Lehrer holen und bezahlen, den sie wünschen. ... Die freie Wahl der Erzieher für das Kind ist im Grunde genommen das natürlichste Recht der Eltern." - Salzmann, Friedrich: Bürger für die Gesetze, Bern 1949, S.267

Albert Schweitzer
"Die organisierten staatlichen, sozialen und religiösen Gemeinschaften unserer Zeit sind darauf aus, den Einzelnen dahin zu bringen, dass er seine Überzeugungen nicht aus eigenem Denken gewinnt, sondern sich diejenigen zu Eigen macht, die sie für ihn bereithalten. Ein Mensch, der eigenes Denken hat und damit geistig ein Freier ist, ist ihnen etwas Unbequemes und Unheimliches. Er bietet nicht genügende Gewähr, dass er in der Organisation in der gewünschten Weise aufgeht." – Schweitzer, Albert: Aus meinem Leben und Denken, Epilog 1931

"Sein ganzes Leben hindurch ist der Mensch also den Einwirkungen und Einflüssen ausgesetzt, die ihm das Vertrauen in das eigene Denken nehmen wollen. Der Geist der geistigen Unselbständigkeit, dem er sich ergeben soll, ist in Allem, was er hört und liest. Er ist in den Menschen, mit denen er zusammenkommt; er ist in den Parteien und Vereinen, die ihn mit Beschlag belegt haben; er ist in den Verhältnissen, in denen er lebt. Von allen Seiten und auf die manigfachste Weise wird auf ihn eingewirkt, dass er die Wahrheiten und Überzeugungen von den Genossenschaften, die Rechte auf ihn haben, entgegen nehme. Der Geist der Zeit lässt ihn nicht zu sich selber kommen. Wie durch die Lichtreklamen, die in den Strassen der Grosstadt aufflammen, eine Gesellschaft, die kapitalkräftig genug ist, um sich durchzusetzen, auf Schritt und Tritt Zwang auf ihn ausübt, dass er sich für ihre Schuhwichse oder ihre Suppenwürfel entscheide, so werden ihm fort und fort Überzeugungen aufgedrängt. Durch den heutigen Geist wird der Mensch also zum Skeptizismus in Bezug auf das eigene Denken angehalten, damit er für autoritative Wahrheit empfänglich werde. Dieser stetigen Beeinflussung kann er nicht den erforderlichen Widerstand leisten, weil er ein überbeschäftigtes, ungesammeltes, zerstreutes Wesen ist. Überdies wirkt die vielfache materielle Unfreiheit, die sein Loos ist, in der Art auf seine Mentalität ein, dass er zuletzt auch den Anspruch auf eigene Gedanken nicht mehr aufrecht erhalten zu können glaubt. Herabgesetzt wird sein geistiges Selbstvertrauen auch durch den Druck, den das ungeheure, täglich sich mehrende Wissen auf ihn ausübt. Er ist nicht mehr im Stande, sich alle bekannt werdende Erkenntnis als etwas begriffenes anzueignen, sondern muss sie als etwas unverstandenes für richtig halten. Durch dieses Verhalten zur Wissenschaftswahrheit kommt er in Versuchung, sich in den Gedanken hineinzufinden, dass seine Urteilskraft auch in Sachen des Denkens nicht ausreiche." – Schweitzer, Albert: Aus meinem Leben und Denken, Epilog 1931

"Wie der Baum Jahr für Jahr dieselbe Frucht aber jedesmal neu bringt, so müssen auch alle bleibend wertvollen Ideen in dem Denken stets von neuem geboren werden. Unsere Zeit aber will es unternehmen, den unfruchtbaren Baum des Skeptizismus dadurch fruchtbar zu machen, dass sie Früchte der Wahrheit an seine Zweige bindet. – Schweitzer, Albert: Aus meinem Leben und Denken, Epilog 1931

"Tatsächlich besitzt der moderne Mensch kein geistiges Selbstvertrauen mehr. Hinter einem selbstsicheren Auftreten verbirgt er eine grosse geistige Unsicherheit. Trotz seiner grossen materiellen Leistungsfähigkeit ist er ein in Verkümmerung begriffener Mensch, weil er von seiner Fähigkeit zu denken keinen Gebrauch macht. Es wird unbegreiflich bleiben, dass unser durch Errungenschaften des Wissens und Könnens so gross dastehendes Geschlecht geistig so herunterkommen konnte, auf das Denken zu verzichten!" – Schweitzer, Albert: Aus meinem Leben und Denken, Epilog 1931

George Bernhard Shaw
"Immermehr Schulung, mehr Zwang. Wir sollen durch eine Überdosis dessen, das uns vergiftet hat, geheilt werden. Der Teufel soll -Beelzebub austreiben. - Das kann offenbar nicht so weitergehen. Wir müssen Erziehung und Freiheit in Einklang bringen. Wir müssen ein Mittel finden, die Menschen zu Arbeitern, und wenn es sein muß, zu Kriegern zu erziehen, ohne sie zu Sklaven zu machen. Wir müssen die edlen Tugenden großziehen, die im Stolze wurzeln. Nun wird aber ein Schulmeister diese Tugenden ebensowenig lehren, wie ein Gefängnisdirektor seine Gefangenen Meuterei und Flucht lehren wird. Die Selbsterhaltung zwingt ihn, den Geist zu brechen, der sich gegen ihn empört, und die Unterwürfigkeit als Pflicht, selbst um den Preis widerlicher tätlicher Beleidigungen, beizubringen." – Shaw, George Bernhard: Eltern und Kinder. Vorwort zu "Mesallianz", englische Erstveröffentlichung 1914

"Was immer unsere Theorie oder unser Mangel an Theorie sein mag, in der Praxis behandeln wir das Kind als das persönliche Eigentum seiner körperlichen Eltern; wir erlauben ihnen, nach ihrem Gutdünken mit dem Kinde zu verfahren, soweit dieses selbst es ihnen gestattet. Das Kind hat weder Rechte noch Freiheiten. Kurz, es befindet sich in der Lage, die Erwachsene als die erbärmlichste und gefährlichste politische Lage betrachten, nämlich im Zustand der Sklaverei. Zur Erleichterung dieses Zustandes vertrauen wir auf die natürliche Zuneigung der Parteien zueinander und auf die öffentliche Meinung. Zu seiner eigenen Ehre kann ein Vater seinen Sohn nicht in Lumpen einhergehen lassen. In einem Großteil der Bevölkerung werden die Eltern schließlich von ihren Kindern abhängig. Dies sind der Sklaverei des Kindes aufgesetzte Dämpfer, die der manuellen und industriellen Sklaverei fehlen oder in ihr jedenfalls weniger mächtig wirken." – Shaw, George Bernhard: Eltern und Kinder. Vorwort von "Mesallianz", englische Erstveröffentlichung 1914

Rudolf Steiner
"Dass das Schulwesen eine vom Staat zu besorgende Angelegenheit sei, wurzelt gegenwärtig so tief im Bewusstsein der Menschen, dass, wer an diesem Urteil rütteln zu müssen vermeint, als ein "Ideologe" angesehen wird. Und doch liegt gerade auf diesem Lebensgebiete etwas vor, das der allerernstesten Erwägung bedarf." - Steiner, Rudolf: Die pädagogische Grundlage und Zielsetzung der Waldorfschule. 1919

"Nicht gefragt soll werden: Was braucht der Mensch zu wissen und zu können für die soziale Ordnung, die Besteht? Sondern: Was ist im Menschen veranlagt, und was kann in ihm entwickelt werden? Dann wird es möglich sein, der sozialen Ordnung immer neue Kräfte aus der heranwachsenden Generation zuzuführen." – Steiner, Rudolf: Die pädagogische Grundlage und Zielsetzung der Waldorfschule. 1919

"Man kommt als Erzieher, als Unterrichtender nur zurecht, wenn man in einer freien, individuellen Weise dem zu Erziehenden, zu Unterrichtenden gegenübersteht. Man muss sich für die Richtlinien des Wirkens nur abhängig wissen von Erkenntnissen über die Menschennatur, über das Wesen der sozialen Ordnung und ähnliches, nicht aber von Vorschriften oder Gesetzen, die von Aussen gegeben werden." – Steiner, Rudolf: Die pädagogische Grundlage und Zielsetzung der Waldorfschule. 1919

"Will man ernstlich die bisherige Gesellschaftsordnung in eine solche nach sozialen Gesichtspunkten überleiten, so wird man nicht davor zurückschrecken dürfen, das geistige Leben - mit dem Erziehungs- und Schulwesen - in seine eigene Verwaltung zu stellen. Denn aus einem solchen selbständigen Gliede des sozialen Organismus werden Menschen hervorgehen mit Eifer und Lust zum Wirken im sozialen Organismus; aus einer vom Staat oder vom Wirtschaftsleben geregelten Schule können aber doch nur Menschen kommen, denen dieser Eifer und diese Lust fehlen, weil sie die Nachwirkung einer Herrschaft wie etwas Ertötendes empfinden, die nicht hätte über sie ausgeübt werden dürfen, bevor sie vollbewusste Mitbürger und Mitarbeiter dieses Staates und dieser Wirtschaft sind." – Steiner, Rudolf: Die pädagogische Grundlage und Zielsetzung der Waldorfschule. 1919

Leo N. Tolstoj
"Unser scheinbares Wissen von Gut und Böse und die Einwirkung auf die junge Generation auf Grund dieses Wissens ist meist nur der Widerstand, den wir der Geburt eines neuen Bewusstseins entgegensetzen". - Tolstoj, Leo N.: Gedanken über Volksbildung, 1861

"Woher aber will unsere Zeit den Glauben an die Unfehlbarkeit des Wissens nehmen, die uns das Recht zu einer zwangsmässigen Einführung der Bildung gäbe?" - Tolstoj, Leo N.: Gedanken über Volksbildung, 1861

"Wir sollten doch endlich aufhören, den Widerstand des Volkes gegen unsere Bildung als ein Element zu beurteilen, das der Pädagogik feindlich ist, sondern in ihm vielmehr den Ausdruck des Volkswillens achten, der allein unsere Tätigkeit bestimmen müsste." - Tolstoj, Leo N.: Gedanken über Volksbildung, 1861

Werner Zimmermann
„Jedes winzige Keinlein trägt seinen Plan, seinen Willen, seine Kraft in sich – ein vollkommenes Wesen - Rose, Tanne, Schmetterling – eben sich selbst zu werden. Auch das Kind ist solch ein Keimlein, wohl der wunderbarsten eines. Warum lasst ihr es sich nicht entfalten und riesenstark und gütig werden. Die Erkenntnis, dass auch jeder Mensch seinen Lebensplan in sich trägt, den goldenen Faden, der ihn zu sich selbst, zu seinem Ideal, zur Vollkommenheit führen will, muss uns als tiefste Weisheit durchdringen. Wer erziehen will muss erst lernen, seine klotzigen Finger, seine Aufdringlichkeiten vom Kinde, diesem köstlichen Pflänzchen, fernzuhalten. Wird ein Gärtner die Knospen seiner Nelken, die Blüten strecken und formen wollen? Nein. Der sonnige Mensch gedeiht nicht unter den Augen der Staatspädagogen, nicht in Schulstubenluft. Diese Gräul sind auch zu einem ganz anderem Zwecke geschaffen worden: Unser seelenmordender Erziehereibetrieb in Schule und Familie wurde nötig, weil man den Menschen, dessen Leitlinie ihn zur Freiheit, zum inneren Frieden führen will, zu etwas abzurichten sich abmüt, das er seinem tiefsten Wesen nach nicht ist. Zum Sklaven. Knechte haben sie nötig, unsere Götzen – Staat, Mammon, Kirche, Moral, Mode -, Knechte, die willig und fleissig und geduldig sind. Und wahrlich, viele Jahre aufreibender Arbeit erfordert es, das Freie, Göttliche, das Eigenstarke im Menschen zu zermürben, das Leuchten des Blickes zu brechen, den stolzen Nacken zu beugen unter schmäliches Joch. Weist mir nicht auf den heutigen Massenmenschen, auf unsere verrohte Schuljugend hin, sie hätten Zucht und Rute nötig. Wer hiess euch den Löwen in stinkigen Käfig sperren? Woher nehmt ihr euch das Recht, den Zorn des Beraubten, die Hinterlist des Betrogenen, die Gier des Verdurstenden als Beweis für die Notwendigkeit weiterer Unterdrückung zu betrachten." - Werner Zimmermann: Lichtwärts. Ein Buch erlösender Erziehung. 1921