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An Ingeborg L., 21. Dezember 1995

Liebe Ingeborg! Hier kommt Papier zu Dir! Papier von mir.

Vor ein paar Wochen habe ich einen kleinen Aufsatz über unsern guten Herrn Geheeb geschrieben, der in der Zeitschrift "unterwegs" erschienen ist. Diese Zeitschrift ist die Nachfolgerin der Zeitschrift "Endlich! ... Zeitung für ein freies Bildungswesen", welche ich zusammen mit Hanna Marti Anfang 1991 gegründet und drei Jahre lang betreut habe. Inzwischen hat mir Hanna Marti, die jetzt zusammen mit Anderen das "unterwegs" herausgibt, ein paar zusätzliche Nummern mit meinem Geheeb-Aufsatz geschickt und mich gebeten, diese doch an interessierte Menschen aus meinem Bekanntenkreis weiterzuschicken, damit diese meine literarische Produktion bewundern können und "unterwegs" zugleich bekannter wird. Als gern und viel lesender und denkender Mensch und als ehemalige Ecole-Mitarbeiterin bist Du an dem Heft vielleicht tatsächlich interessiert, sodass Du Lust hast, die Zeitung für ein Jahr zu abonnieren? Ja vielleicht hast Du sogar Lust, in irgendeiner Weise an "unterwegs" mitzuwirken, z.B. als Verfasserin von Rezensionen oder als "Pinsdorfer Lokal-Korrespondentin" oder als kritische Leserbriefschreiberin oder als ... - Ich sehe, wie sehr Hanna Marti sich um die weitere Entwicklung von "unterwegs" bemüht, wie sehr ihr an einer gesellschaftlichen Bewusstwerdung im Bereich von Erziehung etc. liegt, und ich freue mich immer, wenn die Sache vorangeht (was im übrigen seit einem Jahr durchaus der Fall zu sein scheint!). Also, überleg doch mal! Du musst natürlich nicht - auch nicht meinetwegen! -, aber vielleicht ...? - Ich habe Hanna jedenfalls mal von Dir erzählt und ihr gesagt, dass Du Dich vielleicht einmal mit ihr in Verbindung setzen wirst. (Siehst Du, so wird man schon eingeteilt in die Reihen der Menschheitserrettungsbrigade! Und mer kann nix machen!).

Ja und sonst? Zu erzählen gäb's oder gibt's natürlich einen ganzen Haufen. Ich habe deshalb dieses Jahr zum ersten Mal eine Art "offenen Brief" für all diejenigen unter meinen Freunden geschrieben, mit denen ich über's Jahr nur wenig zu tun hatte. Darf ich Dir auch so ein Ding beilegen? Für Dich ist ja vielleicht Alles, was dort drinnen steht, kalter Kaffee -, aber auch kalter Kaffee kann ganz gut sein! Ja es gibt Leute, die schwären geradezu auf kalten Kaffee - und man sagt ja auch, er mache schön! Also kann's wohl nichts schaden!

Für heute leb wohl. Ich wünsche Dir eine friedliche, Deinem Gusto entsprechende Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in das 1996. Jahr unserer Zeitrechnung! Möge es Dir ganz viel Gutes und Schönes bringen: Einiges von dem, was Du Dir (mehr oder weniger heimlich in Dir drinnen) wünscht, aber ruhig auch Dinge angenehme, schöne Dinge natürlich, die Du Dir im Augenblick überhaupt nicht wünschst, weil Du "an so was" einfach nicht denkst! ...

Adios, ciao, a rivederci!