An Renzo C., 30. August 1991
Liebster, mein Liebster, es sehnt sich mein Herz -, Liebster, mein Liebster, so gross ist der Schmerz - tief drinnen in mir ich will hin zu dir ich will hin zu mir!
Seltsame Gefühle. Seltsame Sätze. Sagen so viel und so wenig, sind so wahr und so unwahr zugleich!
Lieber, lieber Renzo!
Ich habe die beiden Bücher, die ich Dir mit diesem Brief schicke, aus der Bibliothek meines Vaters; er braucht sie für einige Zeit nicht, möchte sie aber irgendwann, bitte bitte, zurück. Ich empfehle Dir, beide zu lesen, Dich immerhin einmal, wenn Du Zeit und Ruhe dazu hast, hinzusetzen, und den Büchern eine Chance zu geben, dich anzusprechen. Zuerst das eine, dann - wenn eine zweite Gelegenheit kommt - das Andere. - Wenn sie Dich noch 30 oder 40 Seiten noch nicht anzusprechen beginnen, sondern noch immer eher mühsame Pflichtlektüre sind, dann lege sie bei Seite. Als lästige Pflicht sollst du sie nicht empfinden müssen. Manchmal muss man sich aber zuerst einmal ein wenig zusammenraffen, um den Einstieg in etwas zu finden, das sich nachher als ganz lohnende Lektüre erweist. - Von mir aus gesehen sind die beiden Bücher wirkloich "lohnende" Lektüre: lohnend, weil sie einem persönlich Hinweise und Hilfestellung geben können, lohnend auch, weil sie beide zu den wichtigsten Büchern der modernen Psychologie gehören. Also versuche - ich würde mich darüber freuen! - dich auf Neugier einzustellen und nütze einmal ein paar ruhige Stunden!
Ich umarme Dich ganz fest und denke an Dich! Ich liebe Dich auch, ohne so genau zu wissen, was das eigentlich bedeutet, was für Konsequenzen dieses "Lieben" für dich und mich hat, woher es kommt etc.! - Ich liebe Dich und bin neugierig mehr über dieses "lieben" herauszufinden, wenn irgend möglich mit Dir, mein ganz lieber, guter Freund, mein Weggefährte! Ich küsse Dich!